Projekt Nr. 38
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Material:
- Ansichten von der Raumzeichnung
- Aufbaubericht im weblog
- Ausstellungseröffnung
- Ausstellung / teilnehmende Künstler
- Texte zum Thema und Presseberichte
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Die Legende der Lust, Essen 2006: von phall zu phall – in Gedenken Tomas Schmit (1943 - 2006)
Die Zeichnung als Medium der Reflexion
21. Oktober bis 19. November 2006
Pressetext
Zwei Wände, zwei Farbflächen – ein Königsblau und ein neutrales Grau – mit
oben abgerundeten Ecken (die Rundungen wurden von den rund verputzten
Deckenträgern abgeleitet). Links im Blau liegt ein Mannfragment mit Richtungs-
schwänzen und rechts im Grau sitzt ein Frauenfragment mit Bauchgewichten.
Angeschlossen –  und so auch miteinander verbunden – sind beide an eine Gra-
naten-Möse zwischen ihnen, unter der sich ein Fernsehgerät mit Datenmüll fin-
det.

Die Arbeit ist vom 12.10. bis zum 20.10.2006 (Ausstellungseröffnung) komplett
vor Ort entwickelt worden. Auf die Decke bin ich auf Bitten der Ausstellungs-
macher nicht gegangen (Rückbau zu aufwendig) und auch der schlechte Zu-
stand der Wände (bröckelnde Farbschichten) hat die Entscheidungsfindungen
beeinflusst.

Tomas Schmit hatte ich als einzigen eine Einladung zur Vernissage geschickt,
darauf bedauernd, dass ich eine Ausstellungseröffnung mit ihm in Berlin ver-
passen würde... Während des Aufbaus in Essen hörte ich, dass er gestorben war.

Schmit hatte ich in seiner Zeit an der Kunsthochschule Braunschweig kennen-
gelernt – und das letzte Mal 2005 gesprochen... da waren wir kurz in einem
Cafe was trinken, damit wir nicht Barbara Wien in ihrem Laden nervten. Ich
hatte immer vor, mal so richtig mit Schmit zu sprechen und wartete auf den
richtigen Moment, darauf, dass ich das, worüber ich mit ihm reden wollte, end-
lich halbwegs in Worte würde fassen können. Alternativ wäre es auch okay
gewesen, wenn das Redebedürfnis sich verflüchtigt hatte... dann hätte ich
gerne ein Bier mit ihm getrunken und eben nichts wesentlioches mit ihm be-
sprochen. Nun, ich habe zu lange gewartet...



Pressetext:

Im aktuellen Kunstgeschehen erlebt das Medium Zeichnung derzeit eine bemer-
kenswerte Renaissance. Ihr Spektrum reicht von intimen tagebuchartigen Auf-
zeichnungen, über künstlerische Selbstentblößungen mit tiefenpsychologischem
Tiefgang bis hin zu individuellen Auseinandersetzungen mit tagespolitischen Er-
eignissen.

Die Zeichnung dient als Mittel der Verfremdung gewohnter Wahrnehmungsmuster
und findet durch die Kombination mit elektronischen Medien zu einer poetisch-
vieldeutigen Aufladung. Die Zeichnung bleibt nicht mehr nur auf das zweidimen-
sionale Spielfeld beschränkt. Sie erobert den Raum, emanzipiert sich von der
Wand und entwickelt ein wucherndes Eigenleben. Die Ausstellung im Kunsthaus
Essen vereint sechs aktuelle künstlerische Positionen, die den Blick auf die Rän-
der des Mediums lenken und dessen Ausdrucksmöglichkeiten inszenatorisch aus-
zuloten.

Der Ausgangspunkt von
Patrick Borchers’ (geb. 1975) graphischem Werk ist der
Umgang mit einem Archiv von Photos aus der Tages- und Wochenpresse, die sich
insbesondere mit medial vermittelten Phänomenen des Terrors beschäftigen. Mit
Borchers’ Graphitzeichnungen werden die jeweils zugrunde liegenden Photos auf
ihre subjektiv empfundenen Inhalte reduziert.

Das künstlerische Ausdruckspotential von
Hyojin Jeong (geb. 1979) manifestiert
sich mit kleinformatigen Zeichnungen, mit denen alltägliche Eindrücke, ironische
Statements ("I love Germany") und Erlebnisse zu tagebuchartigen Aufzeichnungen
verdichtet werden.

Das installative Wachstum der Zeichnungen von
Hannes Kater (geb. 1965) verleiht
der vorgegebenen Architektur eine neue, ungewohnte Wertigkeit. Katers Zeichnun-
gen sind zum Teil direkt auf die Wand aufgebracht oder auf Styroporplatten auf-
getragen, sie wuchern in den Raum hinein, um den Eindruck einer Raumauflösung
und Raumüberlagerung zu erwirken.

Inspiriert durch die tägliche Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften verwandelt
Robert Kraiss (geb. 1972) erinnerte und innere Bilder in reduzierte Bleistiftzeich-
nungen, die zwischen Abstraktion und Gegenständ lichkeit balancieren. Robert
Kraiss’ Interesse gilt der Frage, wie weit die Gegenständlichkeit in Abstraktion
und umgekehrt überführt werden kann, bis der Gegenstand zum Vorwand redu-
ziert ist und abstrakte mit gegenständlichen Elementen gegenseitig um Aufmerk-
samkeit ringen.

Anja Schreys (geb. 1967) monumentale Buntstiftzeichnungen rücken den eigenen,
menschlichen Körper in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Mit Anja Schreys
Selbstportraits werden Posen inszeniert, die die Individualität der hyperrealistisch
gezeigten Frauengestalten verbergen und Fragen nach der Selbstbestimmung weib-
licher Identität aufwerfen.

Im künstlerischen Werk von
Adriane Wachholz (geb. 1979) werden verschiedene
Ausdrucksmedien miteinander vereint. Die eigens für das Kabinett im Kunsthaus
Essen entwickelte Arbeit vollführt einen Spagat zwischen Installation, Videokunst
und dem Medium Zeichnung. Adriane Wachholz zeichnet direkt auf die Wand, um
die so entstandenen Arbeiten mit Hilfe einer Videoprojektion zu beleben. Die Zeich-
nungen auf der Wand geraten so in Bewegung und versetzen den Betrachter in ei-
nen sich ständig verändernden Erlebnisraum.

Die Ausstellung wurde realisiert mit Unterstützung des Kulturbüros der Stadt Essen,
der Sparkasse Essen und des BKK Landesverbands NRW.



Zur Ausstellung ist ein
Katalog erschienen, der so schlecht geraten ist, dass er nicht
offiziell vertrieben wird. [Mehr Infos dazu hier]

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